Boxspringbett

Das Boxspringbett

Zur Entwicklung der Boxspringbetten hier zunächst einmal ein wenig Historie und warum es auch heute
noch in einigen Ländern als Bett für die Könige gilt.
Sie erinnern sich vielleicht noch an unsere Beduinen, mit den mit Wasser gefüllten Säcken, die sie auf die
Kamele schnallten? Auch die Entwicklung der Matratze, so wie wir sie heute kennen hatte ihre ursprünglichen
Wurzeln im Morgenland. Die Ägypter hatten sogar schon viel früher so etwas wie ein Bett. Man
verlagerte die Schlafstätte nach oben und weg vom Boden, auf dem es nur so von giftigem Tieren wimmelte.
Es wurde das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden; das sogenannte „Himmelbett“ war geboren.
Ein hohes Bett mit vier Pfosten, einem Baldachin und an allen Seiten mit Stoff verhüllt bietete zusätzlichen
Schutz; oft auch gegen neugierige Blicke. Für die Herstellung dieser Betten, wurden zusätzlich edle Stoffe
wie Samt und Seide verwendet. In der Kombination mit prunkvollen Schnitzereien, Gold und Edelsteinen,
konnte man so gleichzeitig seinen Herrschaftsanspruch und die Einzigartigkeit präsentieren.
Die Araber benutzen „matrah“ , für das Wort Matratze, welches sinngemäß übersetzt „Kissen auf dem
Boden“ bedeutet. Sie kennen diese Art der Schlafform schon seit dem 12. Jahrhundert. Ab dem 13.
Jahrhundert brachten dann die Kreuzritter diese Idee mit nach Europa. Sie schliefen von da an nicht mehr
wie das einfache Volk auf Stroh und auf dem Boden, sondern auf einer weichen Unterlage. Bis hin zum 19.
Jahrhundert war diese Schlafform also ausschließlich dem Adel und dem Klerus vorbehalten. Auch bei den
Römern und in der Antike gab es ähnliche Konstruktionen, die aber auch nur für die privilegierte
Oberschicht vorgesehen waren. Das arme Volk durfte froh sein, wenn es im Winter einen Schlafplatz im Stall
auf dem Stroh bei den Tieren ergattern konnte.
Erst am Anfang der Industrialisierung wurden die ersten Federkernmatratzen gebaut und der Schlafkomfort,
so wie wir ihn heute kennen, immer weiter entwickelt. Im Jahre 1888 erfand der holländische
Schmied Johannes Auping die erste Federkernmatratze. Er nahm hierzu geflochtene Eisendrähte, verdrehte
diese und verspannte das ganze dann in einen Eisenrahmen. Diese Konstruktion durfte er dann stolz dem
holländischen Königshaus präsentieren. So war der erste Grundstein für die Boxspringbetten für Könige in
Europa geschaffen. Zur gleichen Zeit wurde zum Bau von Bettgestellen erstmalig Metall aus der
industriellen Fertigung verwendet. Das Messingbett war geboren! Es war billiger und einfacher herzustellen,
als die bis dahin üblichen schweren Mahagonibetten. Jahre später wurden dann diese Betten erfolgreich mit
einem Lattenrost kombiniert. Der erste Lattenrost wurde von ein Deutschen und einem Schweizer Tischler
im Teamwork erfunden. Somit stand nun erstmals auch ein komplettes Bett für große Teile der Bevölkerung
zur Verfügung.
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Die Königsfamilien wollten aber natürlich nicht so lange warten bis die Industrie endlich mal soweit war. Sie
mussten mit ihrer Matratze weg vom Boden, wo es auch viel zu schmutzig war. Man wollte einfach
komfortabler schlafen als der Rest der Welt. Deshalb lief die Entwicklung der Boxspringbetten parallel zum
Begehren des gemeinen Volkes.
Da aber es nicht wirklich komfortabel war, nur einfach zwei Matratzen übereinander zu legen, wurde also
weitergetüftelt. Man wollte schliesslich auch eine komfortable Höhe des Bettes haben. Dies war aber mit
einer Matratze alleine nicht zu erreichen. Man baute deshalb zunächst einen Kasten (Box) und baute darin
einen Federkern (Spring). Darauf kam dann die eigentliche Federkernmatratze, in der in der obersten
Schicht eine weichere Auflage mit Füllstoffen eingenäht war. Somit entstand auf der Oberseite die
eigentliche, weiche, Schlaffläche des Bettes. Durch die Verwendung verschiedener Materialien als Füllstoff,
erreichte man so einen zusätzlichen und individuellen Liegekomfort.
Global hat sich das Boxspringbett jedoch nicht durchgesetzt. Es war einfach zu teuer, zu raumfüllend und
für die breite Masse auch zu kompliziert herzustellen. Warum sollte man das auch tun?
Die Könige wollten schliesslich unter sich bleiben! Somit war auch erstmals das Wort „Luxus“ geboren.
Interessanterweise waren sogar auf der 1912 gesunkenen Titanic, mehrere Boxspringbetten in den
Luxuskabinen vorhanden. Das Schicksal der Titanic teilte dann auch zunächst das Boxspringbett.
In England, den USA, Kanada und in Skandinavien hat man aber später die Weiterentwicklung wieder
aufgegriffen. Durch die starke Nachfrage im Hotelsektor lohnte sich dann die Produktion für einige
Spezialfirmen letztlich doch noch, und ein neuer Boom begann. Und auch die Kreuzfahrtschiffe, die nicht
aus der gleichen Reederei wie die Titanic stammten, kauften diese Betten bis heute wieder.
Moderne Boxspringbetten verwenden heute schon im Unterkasten verschiedene Federungssysteme.
Angefangen von der sogenannten Wellenunterfederung bis hin zu den Bonellfederkernen, die als
hochwertiger anzusehen sind. Auch mit den Hölzern wird viel variiert, bis hin zu Metallunterbauten.
Der Rahmen wird teilweise noch mit zum Teil sehr edlen Materialien wie Stoffen, Leder oder hochwertigen
Furnieren ausgestattet. Man geht auch hier ganz speziell auf die individuellen Wünsche der zahlenden
Kundschaft ein. Es gibt heute noch Königshäuser und Millionäre die für so ein Boxspringbett sogar
bis zu 6-stellige Summen ausgeben. Man rechtfertigt diesen unheimlichen Preisunterschied mit der
Verwendung besonders hochwertiger Beigaben wie Latex, Pferdehaar und Seealgen. Diese Stoffe sind
natürlich unheimlich schwer zu finden, genauso wie die Goldfäden aus 24 Karat die man in die
Damastoberfläche einnäht. Zugegebener Maßen ist Handarbeit immer etwas teurerer, aber es war auch
schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben.
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Für den normalen Hausgebrauch, kann man aber durchaus einem Hersteller eine 4-stellige Summe
übergeben und bekommt dafür schon ein exzellentes Bettsystem was den Schlafkomfort betrifft. Design ist ja
bekanntlich eine sehr „subjektive“ Wahrnehmung.
Darunter sollte man es sich allerdings sparen, der Kompromiss an den guten Schlaf wäre einfach zu groß!
Ich kann auch nur davor abraten, ein Boxspringbett im Discount zu kaufen. Es gibt auch hier so einige
sogenannte „gefakte“ Betten. Beispiel:
Man sieht von weitem ein hohes Boxspringbett, sieht gut aus! Man kommt näher, fühlt, tastet am Unterbau
und was sieht man? Eine ganz normale Kombination aus zwei übereinandergelegten Federkernmatratzen
unter die man vier (Metall)Fü.e geschraubt hat. Außen herum dann Stoff gespannt, und fertig ist das
„Volks“- Boxspringbett für 599,00€! Mit „königlichem Schlaf“ hat das aber nichts gemeinsam.
Die zweite Bettschicht eines Boxspringbettes, die eigentliche Matratze, besteht heute bei guten Betten aus
Bonell Federkernen und/-oder Tonnentaschenfederkernen. Beim Bonell Federkern sind die einzelne Federn
mittels verspannten Drähten an Ober- und Unterseite der Feder miteinander verbunden. Dadurch bekommt
man eine elastische Verteilung der Fläche auf der der Körper aufliegt. Hierbei entsteht dann das „typische“
Gefühl des Schwingens einer Bonell Federkernmatratze. Sollte man dieses Gefühl nicht beim Liegen
verspüren, so handelt es sich wahrscheinlich nur um eine minderwertige Unterfederung!
Beim Tonnentaschenfederkern wurden die einzelnen Stahlfedern in kleine Taschen eingenäht, die miteinander
verbunden sind. Dadurch ergibt sich ein anderes Liegeempfinden, welches man als punktelastisch
bezeichnen könnte. Durch eine unterschiedliche Qualität der verwendeten Federn und ihre unterschiedliche
Anzahl, sowie einer Verwendung verschiedener Materialstärken und der Vorspannung der Federn, wird die
Unterscheidung in der Wahrnehmung jedoch deutlich erschwert. Böse Zungen behaupten auch hier wieder,
das dies von den Herstellern ganz bewusst gemacht wird, um eine Vergleichbarkeit der einzelnen Produkte
für den Verbraucher zu erschweren. Aber zum Glück gibt es dafür ja das Probeliegen!
Neuerdings werden Boxspringbetten auch mit Latex, Gel oder Kaltschäumen kombiniert. Wie bei allen
anderen Bettsystemen, kennt man hier auch unterschiedliche Härtegrade um somit dem individuellen
Körpergewicht und persönlichen Vorlieben Rechnung zu tragen. Dabei wird die Härte eines Boxspringbettes
immer durch den Unterbau der Box bestimmt.
Eine Problematik die sich aber auch hier, wie bei allen anderen bisher beschriebenen Bettsystemen, ergibt,
ist die Tatsache, das man absolut keine einheitliche Bemessungsgrundlage kennt. Wie immer, ist auch hier,
bei jedem Hersteller alles ganz anders. Manche Händler teilen diese Betten deshalb hilfsweise in Gewichtsklassen
ein (z.B. – 70kg, -90kg, über 100kg Körpergewicht) ein. Diese Einteilung ist insofern von Bedeutung,
das wenn man sich für die „falsche“ Gewichtsklasse entschieden hat, sich der Schlafkomfort erheblich
verschlechtern kann. Man sinkt entweder zu stark in das Bett ein oder bestenfalls gar nicht, und somit ist die
wichtige Gewichtsverteilung an den Problemzonen wie Schulter und Hüfte nicht mehr gegeben.
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Man sollte also darauf achten, den persönlich benötigten Härtegrad immer aus der Box (Unterfederung)
heraus, bestimmen zu lassen. Zusammen mit der passenden Federkernmatratze und sowie der zugehörigen
dritten Schicht, die des Toppers, kann man sich so sehr gut an den Optimalbereich herantasten.
Der sogenannte Topper besteht aus verschiedenen Kombinationen von Stoff, Federn, Latex oder Viscoelastischen
Schäumen. Es entstehen auch hier wieder beinahe unendliche Wahl- bzw. Kombinationsmöglichkeiten
für den Käufer. Der Topper war bei dem Original Boxspringbett in den Anfängen noch nicht
in dieser separaten Form vorgesehen. Die „weiche“ Auflage war in die oberste Schicht der Matratze bereits
eingearbeitet. In der europäischen Version der Betten erfolgte dann aber die Dreiteilung. In England und in
den USA verwendet man in vielen Fällen auch heute noch keine Systeme mit extra Topper.
Durch den Topper erhält man einen besseren Feinschliff des gesamten Bettkomforts. Die sogenannte
„Besucherritze“ die entsteht, bei Wahl zweier Personen, die eine unterschiedliche Unterfederung bzw.
Matratze benötigen, wird dadurch erheblich abgemildert. Es entsteht auf der Oberfläche nun wieder eine
einheitlichen Liegefläche für beide. Die weiteren Vorteile eines Toppers sind:
– Man benötigt nur ein großes Laken, statt zwei kleine. Die Hausfrau lacht!
(Dies ist auch einer der Gründe, warum immer noch so viele Hotels diese Betten favorisieren. Sie sind leicht
zu händeln und auch schnell und einfach zu beziehen.)
– Die Matratze wird nochmals zusätzlich gegen Abnutzung geschont und hält länger!
– Es ist einfach hygienischer! (Deshalb sollte man imme auf gute Waschbarkeit beim Kauf achten!)
Da es natürlich ziemlich komisch aussehen würde, wenn man in seinem Schlafzimmer einfach nur eine Kiste
mit einer Matratze hinstellt, haben die Hersteller noch die Kopfteile erfunden. Mit den Kopfteilen hat man
so einen guten Anschluss an die bekannten herkömmlichen Bettgestelle, bei denen ein Kopfteil auch zum
Standard gehört. Das Boxspringbett ist im Falle eines Umzuges den anderen Systemen, in der Handhabung
etwas unterlegen. Die einzelnen Bettteile sind meistens größer und schwerer als herkömmliche Bettgestelle.
Für enge Dachgeschosswohnungen mit Wendeltreppe also nicht unbedingt die erste Wahl.
Aber auch daran arbeiten die Hersteller bei Ihren Konstruktionen, um jedem zu ermöglichen, diesen
Schlafkomfort zu geniessen. Die Boxen sind deshalb bei vielen Betten mittlerweile geteilt zu bestellen,
die Matratzen ja sowieso, und das Kopfteil ist auch einzeln abnehmbar.
Die durch das mehrfache „Übereinanderschichten“ der Federung bzw. der Dämpfung so entstandene
Komforthöhe, ist das eigentliche Argument für viele Liebhaber dieser Schlafform. Es ist einfach wesentlich
bequemer am Morgens aus einem höherem Bett auszusteigen.
Wenn man betrunken ist, ist das allerdings ein riesiger Nachteil, man fällt erstmal sehr tief!
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Auch Patienten mit Rückenproblemen wissen diese Betthöhe immer mehr zu schätzen. Deshalb empfehlen
mittlerweile sogar Orthopäden vielen diese Art von Betten. Der Unterschied zum herkömmlichen und
weiter verbreiteten Bettsystem aus Bettgestell, Rahmen und Matratze ist eigentlich nicht unbedingt der
Liegekomfort, sondern einzig und allein der Aufbau. Folgt man den Vergleichen einiger Testberichte wie z.B.
der von Stiftung Warentest, so haben diese Betten sogar teilweise wesentlich schlechter gegenüber anderen
Systemen abgeschnitten. Der Liegekomfort ist immer eine sehr persönliche und subjektive Einschätzung
jedes einzelnen! Wie auch bei allen anderen, in diesem Buch, beschriebenen Bettsystemen gilt – probieren
geht über studieren. Aber erst studieren, macht das Probieren leichter!