Das Kopfkissen

Erinnern Sie sich noch, was ich zum Thema verändertes Schlafverhalten in den verschiedenen Phasen eines
Lebens sagte? Das Thema Kopfkissen ist hier geradezu exemplarisch dafür. Der Kopf und das was unten
dran hängt (die Halswirbelsäule) ist eine der sensibelsten Zonen am gesamten Körper. Hier sitzt die
Schaltzentrale (Gehirn), der den Motor (Herz) und die Werkzeuge (Arme und Beine) mit allen Hilfsmitteln,
die zur Verfügung stehen (Muskeln, Sehnen usw.) steuern. Wenn nun an dieser Schaltzentrale etwas nicht
stimmt, nein, keine Angst, ich möchte an dieser Stelle keinem unterstellen, dass er als Leser verückt ist.
Sagen wir mal so, man hat eine Tagesform, die durch wahnsinnig viele Dinge beeinträchtigt werden kann.
Da wären zum einen Wettereinflüsse, durch Muskelverspannungen und Fehlhaltung entstehen oft
Kopfschmerzen und chronische Schmerzen an allen möglichen Stellen des Körpers. Wer jetzt anfängt zu
lachen, dem wird es vielleicht bald vergehen, wenn er über 37 Jahre alt ist. Man weiß auch, das durch Stress
ausgelöste Schmerzen mittlerweile durch die stetig in hohem Tempo voranschreitende Gesellschaft in den
letzten Jahren enorm zugenommen haben. Jeder sollte sich nur kurz einmal folgende Frage stellen:
Wievielt Situationen kennen ich jeden Tag im (Berufs) Leben in der ich mich richtig geärgert habe?
Jeder hat die vielfältigsten Probleme und Sorgen mit seinen Kindern, den Verwandten, den Kollegen und
manchmal sogar mit seinen Freunden; welcher Natur auch immer. Man muss permanent einen riesigen
Schwall an Informationen verarbeiten und hängt evtl. 24 Stunden beruflich oder privat (oder beides) am
Internet um auch nicht eine einzige Situation zu verpassen und um mithalten zu können.
Eigentlich ist aber weder unser Kopf noch der Körper von der Evolution für so einen Dauerbeschuß
ausgelegt, aber jeder schwimmt mit dem Strom, so gut man kann, sonst ist man raus. Der so geplagter Kopf,
der ja schliesslich der Chef im System ist, sagt deshalb manchmal…..No, Niet, Nada, Nein und man fühlt sich
einfach sehr unwohl. Dieses Missempfinden hat dann Auswirkungen auf den gesamten Körper. Die
Schaltzentrale im Kopf ist über die Wirbelsäule und dem Rückenmarkskanal fest vernetzt mit jeder noch so
kleinen Zelle unseres Körpers. Man braucht also nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie schwer es sein
wird den Ansprüchen, die der Kopf an eine natürliche Ruhephase stellt, gerecht zu werden.
Man sollte sich deshalb dieser Aufgabe mit der größtmöglichen Sorgfalt und Ruhe widmen und seinem
Kopf nur das Beste geben und keinesfalls weniger!
Normalerweise haben Kunden, die in ein Bettengeschäft kommen, vorher schon mindestens 4-5 verschiedene
Kissen zu Hause rumliegen. Keins davon passt! Dies ist aber nicht weiter schlimm, man kann sie
ja noch überziehen und z.B. auf das Sofa legen (die häufigste Aussage von Kunden, die Kissen kaufen!).
Besser schlafen tun sie deshalb aber immer noch nicht.
Ein passendes Kissen zu finden ist eigentlich gar nicht so schwer, würde man die oben beschriebenen
Umstände akzeptieren und lediglich auf seinen Körper hören. Viele Menschen machen nämlich den Fehler,
sich dem Diktat des Mainstrams zu beugen. Irgend jemand hat mal festgelegt (wer eigentlich?), das
grundsätzlich ein Bettbezug in Standardgröße (135x200cm) und ein passenden Kopfkissenbezug (80x80cm)
auf das Bett kommt. Da fängt es eigentlich schon an. Untersuchungen zu Folge benötigt man für einen
gesunden Schlaf in den meisten Fällen eigentlich nur ein Kissen mit den Abmessungen 40 x 80 cm und mehr
nicht. Jetzt wird gleich die Hausfrau aufschreien, „ja aber das passt doch nicht zusammen, das sieht doch
völlig blöd aus“.
Stimmt, aber es gibt auch Hersteller für Bettwäsche, die kleine Abmessungen bei den Bezügen anbieten, nur
meist eben nicht im Discounter, sondern im ausgewiesenen Fachhandel.
Auch hier gilt wieder, wie bei allen Dingen, die ich bisher geschrieben habe, ich möchte keinen davon
abbringen ein größeres Kissen zu kaufen, nur ermutigen einmal was neues auszuprobieren.
Das ehrliche Beraterbuch
Seite 52
Persönlich kenne ich noch die Zeit, in der es ausschliesslich Kissen mit Daunen gab. Dick aufgepolstert, so
dick, das man manchmal in Seitenlage keine Luft mehr zum Atmen hatte. Es gab nur die Größe 80x80cm
und man machte sich keine Gedanken. Wer keine Wahl hat, hat eben auch manchmal keine Qual.
Jahrzehnte habe ich so auf diesen Kissen verbracht. Eine Operation an der Halswirbelsäule veränderte dann
plötzlich alles. Ich brauchte drei Jahre um ein für „mich“ passendes Kissen zu finden, und ich habe wirklich
jede Art von Kissen ausprobiert, die es am Markt zu kaufen gab. Heraus kam dabei eine absolut unübliche
Kombination aus zwei Kissen 40x80cm. Ein dünnes, festes und flaches mit ganz wenig synthetischer Füllung
und darüber ein total weiches mit einer leichten Daunenfüllung.
Kein mir bekannter Hersteller, bittet so ein Kissen an und so musste ich mich auf Experimente verlassen –
meiner Halswirbelsäule aber gefällt‘s.
Wenn man nun in ein Bettengeschäft geht um sich hinsichtlich eines neuen Kissens beraten zu lassen, so
wird man häufig diese Fragen hören:
„Welches Kissen bevorzugen Sie denn bzw. welches Kissen haben Sie schon?“
„Ein Nackenstützkissen aus viscoelstischem Schaum, das Ihre Halswirbelsäule komplett abstützt?“,
„ein Kissen, was einfach nur schön flauschig und warm ist, wie z.B. ein Daunenkissen?“,
„ein milbendichtes Allergikerkissen?“,
„ein Wasserkissen (sozusagen ein Mini-Wasserbett für Ihren Kopf)?“,
„soll das Kissen variabel befüllbar sein?“
„ist es für sie wichtig, das es sich nur um rein natürliche Materialien wie z.B. Naturlatex, Kapokfaser etc.
handelt?“
„Vielleicht ist es aber auch aus medizinischen Gründen wirklich notwendig, das das Kissen größer sein muss
um z.B. die Aufrichtung des Brustkorbes zu unterstützen. Leidet man unter einem Refluxbeschwerden, dann
ist es auf jeden Fall notwendig, das der Oberkörper erhöht gelagert wird.
Geht das nun schon wieder los!?! Fragen und nochmals Fragen. Es gibt einfach unzählige Möglichkeiten für
individuelle Problemlösungen. Es ist deshalb ganz geschickt, das man schon im Vorfeld des Kissenkaufs,
diese für sich geklärt hat. Der Verkäufer hat es dann etwas leichter das passende Modell zu finden. Der
Verkäufer kann auch immer nur versuchen, das Kissen zu finden, welches den persönlichen Anforderungen
am nächsten kommt. Keiner kennt seinen Körper besser als man selbst, vorausgestzt, man gibt sich wirklich
die Ruhe und hört einmal in sich herein!
Am wichtigsten bei Auswahl eines Kissens und dessen Füllung ist eine Kleinigkeit, die man auch nur
persönlich beurteilen kann, wenn man absolut ehrlich zu sich selbst ist. Schwitzt man generell sehr stark?
Dem einen oder anderen wird diese Frage evtl. peinlich sein und er wird dies dann verneinen. Das rächt sich
aber spätestens dann, wenn man ein ungeignetes Kissen gekauft hat. Wenn man dazu neigt (stark) zu
schwitzen, sollte man von Anfang an nach speziellen Kissen suchen, die schweissresistent sind bzw. die mit
hochwertigen Hohlfaserkugeln ausgestattet sind. Billiges Füllmaterial liegt sich schon nach kurzer Zeit,
Das ehrliche Beraterbuch
Seite 53
infolge der schlechteren Schweissaufnahme, platt und man kann das Kissen dann relativ schnell wegschmeissen,
weil man es einfach durchgeschwitzt hat. Für Menschen die Schwitzen eignen sich besonders
gut Naturfasern aus Kokos, Wolle, Kamelhaar oder Rosshaar. Diese können Schweiss gut aufnehmen und
natürlich transformieren.
Grundsätzlich gibt es beim Kissen zwei Möglichkeiten. Entweder man gibt gleich etwas mehr Geld aus und
das Kissen hält dann ca. drei bis vier Jahre, oder man nimmt die billigeren Versionen und wechselt dafür
jährlich. Von einem längeren Wechselsrythmus würde ich in diesem Fall unbedingt absehen.
Man bedenke immer wieder – Es ist der Kopf, das wertvollste Stück am Körper.
Vielleicht hilft es auch, wenn man sich einmal vor Augen führt, wie lange man auf so einem Kissen
durchschnittlich schläft. Sagen wir mal, 8 Stunden am Tag, mal 365 Tage, entspricht 2.920 mal 3 Jahre, es
sind also unglaubliche 8.760 Stunden!
Kann man glauben, das dies ein normales, günstiges Kissen aushält. Ich denke nicht.
Es wird oft versprochen, das Kissen mit echten Gänsedaunen das Nonplusultra seien. Dies ist in vielen
Fällen auch meine persönliche Meinung ohne hier jedoch eine allgemeine Empfehlung abzugeben. Es ist
einfach Geschmacksache. Es gilt dabei aber noch zu unterscheiden, ob es sich wirklich um „reine
Daunen“ (sehr teuer) oder eher um Industriedaunen (Federn) handelt. Federn sind durch die
Produktionsverlagerung vieler Firmen nach Asien, dort auch sehr günstig herzustellen. Der Preis dafür ist
aber in jedem Fall eine nicht artgerechte Haltung und Tötung der dafür benötigten Tiere (wenn man hier
überhaupt von Artgerecht sprechen darf). In den meisten Fällen, ist auch ein unabhängiges und nachprüfbares
Gütesiegel hier nicht vorhanden. Minderwertige Federn halten zwar auch manchmal gut warm,
sie sind aber nicht wirklich geeignet um hohe Mengen an Feuchtigkeit aufzunehmen, ganz im Gegensatz zu
echten Daunen. Außerdem pieksen Federn manchmal durch das Kissen, was als unangenehm beim Schlafen
empfunden wird.
Wesentlich hochwertiger sind hierbei Daunen, speziell die sogenannten Federn der Eiderenten. Sie zeichnen
sich durch eine sehr hohe Elastizität, geringes Gewicht und große Wärmespeicherfähigkeit aus. Um ein
Kilogramm Daunen von Eiderenten gewinnen zu können, braucht man bis zu einer Million Daunen!
Selbst, wenn man bereit ist, enorm viel Geld für reine Daunen auszugeben, auch diese Kissen müssen nach
3-4 Jahren ausgetauscht werden. In den Fällen, wenn wirklich echte Gänsedaunen in einem sogenannten
Drei-Kammer-Kissen sind, kann sich die Lebensdauer auf ca. 5 Jahre erhöhen, wenn man dieses Kissen
spätestens nach 2 Jahren in eine Spezialreinigung für Daunenfedern gibt.
Allergiker bevorzugen häufig Kissen mit einer Polyesterfaser oder Latexfüllungen, wobei letztere manchmal
das Problem des Schwitzens verstärken können. Auch die vielen modernen Hightechfasern wie z.B. Tencel
sind durchaus eine ernstzunehmende Alternative zu den klassischen Füllungen. Manchmal werden diese
auch miteinander kombiniert, z.B. Tencel mit Latex oder Tencel mit Merino Schurwolle. Auch Baumwolle
und Seide kommt wieder öfter zum Einsatz.