Zwar kann man aus Naturfasern eine qualitativ hochwertige und druckentlastende Komfortschicht herstellen, doch erfordert ihr erfolgreicher Einsatz ein spezialisiertes Fachwissen. Die gewählte Konstruktionsmethode ist dabei so wichtig wie das Material selbst. Da Naturfasern nicht dieselbe Strapazierfähigkeit und Elastizität wie Schaum, Mikrofedern oder andere, für gewöhnlich in Matratzenkomfortschichten verwendete Materialien aufweisen und nicht auf natürliche Art und Weise eine druckentlastende Aufnahme formen, werden spezielle Konstruktionstechniken benötigt, um diese beim Bau einer Matratze erfolgreich zu verwenden. Die Anwendung dieser Techniken bringt außergewöhnliche Matratzen hervor, die allerdings auch wesentlich teurer sind als diejenigen, bei deren Konstruktion auf diese Methoden verzichtet werden kann. Naturfasern sind in einigen der teuersten Matratzen der Welt verarbeitet, von denen manche zehntausende Dollar kosten. Solche Preise sind eher den Konstruktionsmethoden als dem Material selbst geschuldet.
Zu den am häufigsten in Matratzen verwendeten Naturfasern gehören Baumwolle, Wolle, Seide, Pferdehaar und das Haar anderer Tiere. Zwar gibt es einige Fasern die speziell zur Verwendung in der Matratzenproduktion entwickelt wurden beziehungsweise werden, dennoch bleiben Naturfasern aufgrund ihrer besonderen Strapazierfähigkeit in dieser Gruppe das Material der Wahl. Korrekt zusammengesetzt, sind diese Materialien so lange haltbar wie Latex, selbst Lebensspannen von über 20 Jahren sind nicht ungewöhnlich. Ihre Vor- beziehungsweise Nachteile unterscheiden sich von denen der anderen Materialien, weswegen sie unter bestimmten Umständen auch nicht zur Verwendung in einer Komfortschicht geeignet sind, unabhängig davon wie teuer oder strapazierfähig sie sind.
Der erste große Unterschied besteht darin, dass diese Materialien nur wenig eigene Elastizität und Widerstand besitzen und diese Eigenschaften erst durch die Konstruktion erhalten. Die Steppung beziehungsweise „Bündelung“ des Materials und dessen Anbindung an tiefer liegende Matratzenschichten ist ein Beispiel hierfür. Steppung und andere Konstruktionsmethoden können in Verbindung mit sehr hochwertigen Fasern ein wenig dabei helfen, die Neigung aller natürlichen Fasern, sich zu komprimieren und fester zu werden, zu überwinden … allerdings sind diese Komprimierung und die Abdrücke die sie in Ihrer Matratze hinterlässt, kein Indikator für deren Verschleiß sondern vielmehr ein notwendiger Bestandteil der Druckentlastungseigenschaften einer Naturfasermatratze. Das Ausformen eines Körperabdrucks in einer Naturfasermatratze nennt man das „Einbrechen“. Allerdings probiert die Matratzenindustrie Ihnen weis zu machen, dass dies auch für andere Materialien gilt. Das ist jedoch nicht der Fall, jedenfalls nicht in einem erwähnenswerten Maß.
Eine der Stärken von Naturfaserkomfortschichten ist deren Strapazierfähigkeit und die Gesamtkonstruktion der Matratzen in denen sie verwendet werden. Naturfasern können keine temporären Ausformungen, die sich den Konturen Ihres Körpers anpassen, bilden. Deshalb sind sie auf die Ausbildung dauerhafter Ausformungen angewiesen, welche in Kombination mit hochwertigen Federkernen über anfängliche, der Druckentlastung zuträgliche und anschließend fester werdende, die Stützung kräftigende Kompression verfügen. Die Federkerne die in diesen Matratzen verwendet werden sind typischerweise von der höchsten Qualität. Als Gruppe betrachtet, besitzen Naturfasern grundsätzlich geringere Widerstandsfähigkeit als andere Materialien und können ohne deren Hilfe, aufgrund der fehlenden permanenten Ausformung in der Matratze, Ihre zurückstehenden Körperpartien nicht ganz so gut wie andere Konstruktionen stützen. Manche Naturfasern sind strapazierfähiger als andere (Rosshaar ist hierfür ein gutes Beispiel), allerdings reicht keine von ihnen an die den Schäumen anhaftende Fähigkeit, eine Ausformung zu bilden, Druck zu entlasten und die zurückstehenden Teile Ihres Körpers zu stützen, heran. Diese Eigenschaften werden ihnen mittels ihrer Konstruktionen „verliehen“.
Aufgrund dieser Beschränkungen und der Notwendigkeit beständigere Körperausformungen zwecks Druckentlastung auszubilden, eignen sich Naturfaserkomfortschichten, gerade wenn sie dicker sind und nicht nur aus einer dünnen Schicht über einem sehr anpassungsfähigem Federkern bestehen, nicht für diejenigen, die auf der Seite oder in verschiedenen Positionen schlafen, da die Körperausformung Druck nur in einer Position gut entlastet. Obwohl es sich hierbei nicht um „allgemeingültige“ Aussagen handelt, gelten sie grundsätzlich. Selbst die teuersten, auf diese Weise konstruierten Matratzen … obgleich deren Qualität nicht zu verleugnen ist … erbringen sie in verschiedenen Situationen nicht dieselbe Leistung, wie wesentlich niedriger bepreiste Matratzen.
Weiteren Stärken von Naturfasern sind ihre hohe Atmungsaktivität und ihr hervorragender Wärmehaushalt. Auch wenn diese nicht mit den Hauptfunktionen einer Matratze (Druckentlastung und Wirbelsäulenausrichtung) in Verbindung stehen, spielen sie eine entscheidende Rolle beim Gesamtschlafkomfort. Für diejenigen, denen beim Schlafen schnell zu warm wird und die deshalb nach einer kühlenden Matratze suchen, könnten Naturfasern die Lösung sein. Natürlich sind sie auch für all diejenigen attraktiv, die Wert auf organische Materialien in ihrer Matratze legen, da diese Materialien in der Regel alle als aufrichtig „grüne“ Versionen verfügbar sind (im Gegensatz zu der Grünfärberei die sonst so verbreitet ist). Im Großen und Ganzen können sie Teil sehr hochwertiger und komfortabler Matratzen sein. Dennoch sollten Sie bei Ihrer Auswahl sehr besonnen vorgehen, um sicher zu gehen, dass deren Stärken und Schwächen auch tatsächlich für Ihre Umstände geeignet sind.